Mit falschem Pass und Zyankali : Retter und Gerettete aus Frankfurt am Main in der NS-Zeit

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Mit falschem Pass und Zyankali : Retter und Gerettete aus Frankfurt am Main in der NS-Zeit

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"In Deutschland tauchten nach Abschluss der großen Deportationen 1942 geschätzte 12.000 Juden unter, von denen ca. 5.000 überlebten. Sie überlebten im Land oder konnten ins Ausland gebracht werden. Die Geschichten dieser Rettungen sind unbekannt oder nur in Bruchstücken bekannt. «Mit falschem Paß und Zyankali» erzählt zum ersten Mal die Rettungsgeschichten von 70 Juden, «Halbjuden», Juden in «Mischehen» und sogenannter «Geltungsjuden» in und um Frankfurt am Main. « Flucht mit falschem Paß und Zyankali» handelt im Schatten von Auschwitz. Für die SS war es ein Restposten, der abgearbeitet werden musste, für die Betroffenen ein Versteckspiel auf Leben und Tod. Die Autorin hat 200 Fälle von geretteten Juden in Frankfurt recherchiert, 70 davon für das Buch ausgewählt und aufgearbeitet und in den historischen Zusammenhang gestellt. Das Buch erzählt von Rettern und Geretteten und die Art, wie sie zueinander kamen, Verstecke, Fluchtwege in die Schweiz, die Niederlande und nach Frankreich. Meist war es eine «Pfarrhauskette», über die die Verfolgten unter ständiger Angst vor Kontrollen in Etappen von bis zu 40 km flohen. Zu den Untergrundmethoden gehörten dutzendfache Umzüge, falsch ausgefüllte Fragebögen, gefälschte «Kennkarten» und erschlichene Postausweise. An jeder Fluchtaktion waren Dutzende von Menschen beteiligt, vom Handwerker bis zum Zellenwart, der einen Wink gab und dem Kriminalbeamten, der vor Aktionen der Gestapo warnte, oder die Frau eines KZ-Wächters, die Nachbarn warnte, während des Heimaturlaubs ihres Mannes den Mund zu halten. Das Buch endet mit der Geschichte der Retter nach 1945. Sie sprachen nicht über ihre Taten. Sie hatten ihre menschliche Pflicht getan und wollten nicht als Helden gefeiert werden. Was sie getan haben, waren Rettungen um der Rettung willen, ohne den möglichen Blick auf später zu würdigende Verdienste, ohne gesellschaftliche Alternative (wie sie die Fluchthelfer aus der DDR hatten). Sie schwiegen auch in ihren Familien. Was sie zu erzählen gehabt hätten, hätte in der restaurativen Adenauerzeit falsche Reaktionen hervorgerufen. Die Autorin vermeidet Heldenattitüden, erzählt aber ähnlich wie der Schindler-Film etwas Positives aus der Hitlerzeit: uneigennütziges Engagement unter dauernder Lebensgefahr."

Creator

Petra Bonavita